Montag, 9. Dezember 2013

Eure Kinder kriegen jetzt kein Essen mehr! oder wie man reisserisch Blogleser auf sich zieht

Es gibt da im fernen Bayern eine Blogbetreiberin. Die nennt sich LizCollet. Dem Vernehmen nach ist die gute Liz Rechtsanwältin (laut Impressum) und hat somit durchaus Ahnung von rechtlichen Dingen. Ihr sollte somit auch in den Grundzügen verwaltungsrechtliches Handeln bekannt sein.

Nun lese ich heute nach meinem täglichen Surfen auf jurablogs.com (besuche ich gerne mal, diese Anwaltsblogs sind schon toll), einen Artikel mit der Überschrift "Und zur Strafe kriegen Eure Sprösslinge kein Kita-Essen, Ihr unartigen Eltern!" bei der LizCollet, hier abfrufbar.

Worum geht es da?

Eine Mutter beschwert sich in einer Zeitung, die LizCollet online gelesen hat, nun darüber dass ihr Sohn in einer Kindertagesstätte kein Mittagessen gekriegt hatte. Was war dem vorausgegangen:

  • die KITA wird von einem externen Dienstleister mit den üblichen Fressalien für die kleinen Hosenscheißer beliefert
  • die KITA benötigt dafür die Anzahl der mit Mampf zu versorgenden Hosenscheißer
  • die großen Hosenscheißer (Eltern) tragen für ihre kleinen Hosenscheißer das ganze auf einer Liste ein, also ob der Hosenscheißer was zu Mampfen kriegen soll oder lieber hungern soll
  • einige große Hosenscheißer haben trotz Ankündigung im Elternabend und trotz Brief gedacht "Leckt mi am Arsch, i mach des ned. Aba fressn soi mein Kind drotzdem no, gell"
  • die KITA hat sich nun bei diesen Kindern gedacht: "Verdammte Scheise, jetzt hobn mia des den Eltern 25 moi gsogt und imma no koa Kreize auf da Liste. Wenn mia den Baaz zuavui bestäin müssn mia des zoin. Oiso kriegn de jetzt koa Essn mehr.", also faktisch: Buchen die mehr ein als auf der Liste bezahlen die das eventuell selber, weil man das den Eltern nicht berechnen kann. Die könnten nämlich sagen: "ich hab nix angekreuzt, also zahl ich nix"
So haben dann die Erzieher einem Kind das Mittagessen verweigert. Dessen Mutter beschwert sich nun medienwirksam bei Zeitung und Bürgermeister. Wohlbemerkt, das angekreuzte und bezahlte Frühstück hat der Hosenscheißer bekommen. Nur zum Mittag hat der Hosenscheißer halt nix erhalten, weil wegen der Bestellsituation nichts mehr da war und die Mutter wurde ebenso gebeten, ihr Kind bitte vorzeitig abzuholen. Hat sie nicht gemacht, weshalb man ihn nun dann ohne Essen sitzen ließ.

So weit, so unspektakulär. Wer halt nicht bestellt, kann auch nix bekommen.

Die Liz regt sich nun über die schlechten Pädagogen auf, die ja das alles auf dem Rücken der Kinder austragen würden und ihren Job verfehlt hätten.

Aha.

Also, der große Hosenscheißer trägt seinen kleinen Hosenscheißer nicht in die Liste ein, die für die Beschaffung des Mittagessens notwendig ist. Demzufolge bestellt die Einrichtung nach Liste das Essen. Der kleine Hosenscheißer kriegt nun nichts, weil eben nicht soviel bestellt wurde.

Und nun ist die Einrichtung gemein, weil der kleine Hosenscheißer den qualvollen Hungertod gestorben ist. Aha!

Bilden Sie sich doch selbst mal Ihre Meinung, gerne auch hier im Blog. Und bedenken Sie dabei, was Sie gesagt hätten, wenn wie ein Kommentator unter dem Blogpost schrieb, Sie zu der zahlenden Klientel gehören würden (die Kreuzchenmacher) und nun die KITA die verfügbaren Speisen durch Anzahl aller Kinder teilen würde (Kreuzchenmacher und Nicht-Kreuzchenmacher), nur weil andere große Hosenscheißer einer ihnen mitgeteilten Aufgabe nicht nachkommen.

Dann ist natürlich die KITA böse, wenn sie das nicht so macht und die armen anderen Scheißer verhungern lässt. Selbstredend. Machtmissbrauch ist das. Auf dem Rücken der Kinder. Genau! Und selbstredend zahlen SIE gerne IHREN Beitrag, damit andere Mütter nicht zahlen müssen und deren Hosenscheißer trotzdem Essen bekommen. KLAR DOCH!

Und selbstredend sind die Erzieherinnen dann böse, wenn sie ihre MACHT missbrauchen, um über die Kinder die Eltern zu strafen. Ahja!

Frage ans Publicum: Ab wann ist es für die KITA gerechtfertigt, die Essensausgabe zu verweigern? Wieviele Ansagen müssen vorher erfolgen? Einmal im Elternabend und einmal per Brief sind ja anscheinend nicht genug, wenn selbst eine gestandene Anwältin und somit mit dem Recht vertraute Person hier in solcher Weise interviniert. Oder die gute Liz wollte nur mit ner reisserischen Aufmachung ein paar mehr Blogleser. Das dürfte ihr bei dem Titel sicher gelungen sein.

Ich freue mich auf die erheiterte Diskussion.

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